Schwalben leiden unter Trockenheit

Für Mehlschwalben und Rauchschwalben werden die Lebensbedingungen immer schlechter. Auch die Trockenheit der letzten Jahre ist eine Ursache für den Schwund unserer Sommerboten. Den Vögeln fehlt neben ausreichender Nahrung auch das Baumaterial für ihre Nester.
Mehlschwalben-Junge blicken aus einem Nest unter einem Dachvorsprung.
Mehlschwalben-Junge blicken aus einem Nest unter einem Dachvorsprung. Für den Nestbau wird feuchter Lehm benötigt.
Quelle: WetterOnline (bei Verwendung bitte angeben)

Familiengründung erschwert

Die Schwalbe, die als Sommerbote gilt, als Glücksbringer und Wetterprophetin, ist bedroht. Die kleinen Kunstflieger, die schon lange in Koexistenz mit uns Menschen leben, brauchen Unterstützung. Der Bestandstrend von Mehl- und Rauchschwalben ist seit Jahren abnehmend. Die Ursachen sind vielfältig. Die Trockenheit ist neben Futtermangel durch das Insektensterben oder Akzeptanzproblemen eine davon. Die Bedrohung der Schwalben beginnt schon vor dem Start in ein neues Leben, denn Schwalben sind zum Nestbau auf lehmhaltige Erde angewiesen. Diese lässt sich nur feucht gut zum Nestbau verwenden. Die Gründung einer neuen Schwalbenfamilie ist demnach durch Wassermangel erschwert bis unmöglich. Unseren Mehl- und Rauchschwalben fehlt schlichtweg schon das Baumaterial für Ihre Nester. Feuchter Lehm ist selten zu finden oder existiert einfach nicht. Ist es den Tieren dennoch gelungen, ein Nest zu bauen, trocknet es durch niedrige Luftfeuchtigkeit und hohe Temperaturen aus und verliert an Stabilität. So kann es sein, dass die Nester mit den immer schwerer werdenden Jungen abbrechen.
Eine Rauchschwalbe nimmt im Flug Wasser auf.
Schwalben sind Flugkünstler. Eine Rauchschwalbe nimmt im Flug Wasser auf.
Quelle: WetterOnline (bei Verwendung bitte angeben)

Dauerthema Trockenheit

Die Problematik der Trockenheit ist mittlerweile seit Jahren zu einem Dauerthema geworden. Die Sorge vor trockenen und sehr heißen Sommern ebenso. Flora und Fauna leiden. Das ist unter anderem deutlich am Fichtensterben und dem Schwund unserer heimischen Vögel wie hier exemplarisch auch an den Schwalben zu erkennen. „Sicher sind Trockenheit oder sogar Dürren nicht der alleinige Grund für den Artenschwund, hier gibt es viele und vor allem auch menschengemachte Ursachen“, räumt Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline, ein und erklärt: „Der anhaltende Wassermangel und Temperaturanomalien führen zu massiven Problemen.
Hinter uns liegt eine Trockenperiode, die in mehrfacher Hinsicht einzigartig für Europa war. In den Jahren 2018 bis 2020 herrschte zudem eine Dürre, deren Dauer und Flächenausdehnung außergewöhnlich war. Es war selten so heiß. Im Vergleich zu den Trockenperioden der letzten 250 Jahre wichen die Temperaturen um 2,8 Grad nach oben ab. Das Jahr 2021 war zwar etwas feuchter, was für die Landwirtschaft gut war, aber die Feuchtigkeit ist nicht bis in tiefere Bodenschichten gedrungen. Die Dürre der Vorjahre hat Folgen und nächste Dürren sind nicht auszuschließen. Wir müssen uns auf eine Zunahme von Wetterextremen einstellen. Nun bedeutet das aber nicht unweigerlich, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern zu handeln – wie durch aktiven Naturschutz.“

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Sprüche und Bauernregeln zeigen die traditionelle Verbundenheit der Menschen mit den Schwalben. Lange lebten Mensch und Schwalbe in einem Win-win-Verhältnis zusammen. Die Vögel fingen lästige Mücken, Fliegen und Blattläuse, die Menschen ließen sie dafür im Stall und an der Hauswand ihre Nester bauen. Aber das Blatt hat sich zu Ungunsten der Schwalbe gewendet. Laut Julia Ehritt von der Zentrale Schwalben-Koordinationsstelle des NABU gehen die Bestände von Rauch- und Mehlschwalben immer mehr zurück. Mit jeweils etwa 700.000 Brutpaaren gibt es nur noch halb so viele Vögel wie vor 30 Jahren. Die Mehlschwalbe ist gefährdet, die Rauchschwalbe steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Viele Hausbesitzer fürchten sich vor dem Schmutz, den die Tiere hinterlassen, und vergrämen die Vögel. Wer jedoch die Schwalben gerne bei sich ansiedeln möchte, kann zum einen Nisthilfen oder Kunstnester erwerben und unter dem Dachvorsprung anbringen. Zum anderen kann auch eine Schüssel mit nassem Lehm, die an einer vor Katzen sicheren Stelle auf dem Boden oder einem Carport positioniert wird, für Baumaterial sorgen. Wichtig ist, dass der Lehm während der gesamten Brutperiode nass gehalten wird. Mit montierten Kotbrettchen wird die Reinigung unter einem Nest erleichtert. Wer einen Stall oder Schuppen hat, kann Rauchschwalben die Errichtung ihrer Kinderstuben ermöglichen, indem einfach die Fenster einen Spaltbreit aufgelassen werden, damit die Schwalbe ein- und ausfliegen kann. Viele Infos und Tipps finden Sie dazu beim NABU unter www.nabu.de/schwalben.

„Übrigens sind Schwalben für uns Wetterfrösche einfach besondere Tiere. Sie sind durch Sprüche und Regeln wie ‚Siehst du die Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter kriegen‘ quasi unsere Vorgänger in Sachen Wettervorhersagen. Auch wenn es im Falle des Tiefflugs nicht immer regnet, ist ein wahrer Kern an der Regel. Bei nahendem Tiefdruck fliegen Insekten in Bodennähe, bei Hochdruck werden sie von der warmen Luft hinaufgetragen. Die Schwalben fliegen einfach da, wo ihr Futter ist,“ erklärt Goldhausen.